Kommentar: Work-Life-Balance ist kein Wunschberuf

Work-Life-Balance ist kein Wunschberuf.

Handwerk, Gastronomie und IT-Dienstleistungen boomen. Unternehmen in diesen Sparten suchen händeringend nach Fachkräften und beim AMS sind noch immer 250.000 Arbeitslose gemeldet. Für sie werden die Jobs entweder am falschen Ort angeboten, oder ihre Ausbildung entspricht nicht den heutigen Anforderungen. Außerdem stehen viele gut ausgebildete und arbeitsfähige dem Arbeitsmarkt aus verschiedensten Gründen oft gar nicht zur Verfügung. Wie können wir dies in Balance bringen?

Jeder ist gefordert.

Einerseits müssen Unternehmen ihre Jobangebote attraktiver machen, sie müssen sich um MitarbeiterInnen bemühen, nicht umgekehrt. Gerade die jüngeren Generationen wollen Weiterbildung, Perspektiven, Flexibilität und Work-Life-Balance.

Andererseits ist auch die Politik gefordert: wir brauchen Rahmenbedingungen, die die Verfügbarkeit von Fachkräften an unserem Wirtschaftsstandort unterstützen. So schlägt der Senat der Wirtschaft folgende Maßnahmen vor:

– Stärkung des Ansehens des dualen Ausbildungssystems in der Öffentlichkeit,

– besserer Zugang ausländischer Arbeitskräfte durch weitere Erleichterungen bei der Rot-Weiß-Rot-Karte,

– (leichtere) Übernahmemöglichkeiten für bereits gut integrierte Asylwerber

– Aktivierung von (früh-) Pensionisten, durch Abschaffung von Pensions- und Sozialversicherungsbeiträgen bei Beschäftigung neben der Pension.

– mehr Druck auf arbeitsunwillige Langzeitarbeitslose auch durch degressives Arbeitslosengeld.

– Größere Differenz zwischen Nettolohn und Mindestsicherung.

Schließlich sollten auch die Arbeitsfähigen insbesondere der jüngeren Generationen erkennen, dass Arbeit nicht nur Spaß und Erfüllung bringen kann, sondern auch ein notwendiger Beitrag eines jeden einzelnen für unser Gemeinwesen ist. Die goldenen Jahre sind vorbei, multiple Krisen erinnern uns daran, dass Work-Life-Balance zwar wichtig ist, diese aber im Einklang mit den Gesellschaften Herausforderungen stehen muss: Wir tragen gemeinsam die Verantwortung für ein besseres Gemeinwohl und einen funktionierenden demokratischen Sozialstaat. Dabei müssen wir wohl oder übel unsere eigenen Bedürfnisse den Umständen anpassen.