Die unabhängige Unternehmerorganisation ruft Gewerkschaft zur Mäßigung und mehr Fairness in laufenden Lohnverhandlungen auf, um den heimischen Standort nicht zu gefährden.

Wien (OTS) – Inmitten der aktuellen Lohnverhandlungen warnt der Senat der Wirtschaft vor den potenziell schädlichen Auswirkungen überzogener Gewerkschaftsforderungen auf den Wirtschaftsstandort Österreich. Die von der Gewerkschaft und zuletzt auch von Arbeiterkammerpräsidentin Anderl eingebrachte Argumentation des Durchtauchens, also einer vermeintlichen Lohnzurückhaltung in den vergangenen Jahren, wird vom Senat als nicht den Tatsachen entsprechend und als Mangel an realpolitischer Gesamtbetrachtung kritisiert.

Senats-Vorsitzender Hans Harrer betont: „Unsere Analyse mit Experten zeigt, dass die Tariflöhne in Österreich seit 1990 stetig gestiegen sind. Reallöhne (inflationsbereinigt), haben von 1990 bis 2020 um 30% zugenommen, und die österreichischen Metallerlöhne gehören zu den höchsten in der EU. Auch wenn die Reallöhne in den letzten zwei Jahren leicht gesunken sind, wurden diese Rückgänge durch Anti-Teuerungsmaßnahmen der Bundesregierung mehr als aufgewogen. Dadurch sind die Kaufkraft, insbesondere der Metaller, und das Netto-Medianeinkommen der Österreicher gestiegen und zählen nun zu den dritthöchsten in der EU, hinter Luxemburg und den Niederlanden.“ Weiter führt er an: „Staatstragende Verantwortung bedeutet, das gesamte Bild darzulegen, anstatt sich in halbwahrer Klassenkampfrhetorik zu ergießen.”

Lohn-Preis-Spirale verhindern ist Teil der Staatsverantwortung – auch für Gewerkschaften!

Die Inflationspolitik Österreichs hätte als internationales Vorbild dienen können, wenn die Gewerkschaften staatsverantwortlich mitgespielt hätten. Denn die auf Kaufkrafterhalt abzielende Vorlage der Bundesregierung -sie folgte dabei der Senats-Petition Lohnrunde „Halbe“ von August 2022- war mehr als generös: durch ihre Anti-Teuerungsmaßnahmen (Steuersenkungen, Einmalzahlungen, etc…) wurde der durch die Inflation drohende Kaufkraftverlust weitgehend abgefedert, wie die OeNB bestätigt. Im Gegenzug hätte ein schon im vergangenen Jahr bescheidenerer Lohnabschluss von Seiten der Gewerkschaften eine klare Teuerungsbremse bewirkt, die auch wirklich funktioniert hätte, was Preisdeckeln und sonstigen Markteingriffen nachweislich nicht nachgesagt werden kann.

Inflationsvergleich mit Schweiz und Spanien hinkt

Der Senat der Wirtschaft zeigt sich erstaunt über den immer wieder bemühten Vergleich mit Spanien und der Schweiz. In der Schweiz wurde die EU-Teuerung durch eine starke Währung kompensiert, und die Preise sind von Haus aus höher. Spanien wie auch Ungarn haben sich dagegen durch Eingriffe in die Marktwirtschaft (Preisdeckel) versucht. Das Ergebnis ist verheerend: beide haben bereits mit Mängeln bei Produkten zu kämpfen. Außerdem hatte Spanien schon im Vorfeld der EU-Inflationsdynamik über Jahre eine höhere Inflation, und auch jetzt nimmt die Inflation in Spanien wieder zu, während sie bei uns abnimmt, betont Harrer. Wir im Senat warnen vor Preiseingriffen, denn die haben schon in der Vergangenheit selten funktioniert“.

Kommunikationsversagen in der Inflationspolitik

Dass höhere Löhne die Inflation mit ankurbeln, ist wissenschaftlich und empirisch unbestritten, so zuletzt auch von WIFO-Ökonom Stefan Schiman-Vukan bestätigt. Doch dass er in weiterer Folge eine Lohn-Preis-Spirale negiert, weil die Löhne der Teuerung ja nur gefolgt seien, stimmt nur, wenn man eben keine Gesamtbetrachtung macht, was für eine staatliche Institution verwunderlich ist.

Auch die weitläufige Kritik am „Staatlichen Geldregen“ greift ins Leere, denn die Sekundärwirkung der höheren Löhne auf Inflation (Lohn-Preis-Spirale) bleibt, das Gieskannengeld (als Kaufkrafterhaltangebot an die Gewerkschaften) ist dagegen einmalig. Es gilt also zuerst die Lohn-Preis-Spirale zu brechen. Danach können und sollen die KV-Abschlüsse mit gutem Recht wieder die traditionellen Nettolohnsteigerungen bringen.

„Die Gewerkschaften haben durch ihre Unmäßigkeit ihre Staatsverantwortung abgegeben! Die Bundesregierung dagegen, hat mit ihrer Kaufkrafterhaltungspolitik einen zukunftsgerichteten Weg eingeschlagen. Versagt hat sie bei der Kommunikation dieses Ansatzes. In den österreichischen Medien ist davon jedenfalls kaum etwas zu lesen und so behält die Gewerkschaft in der Öffentlichkeit die Deutungshoheit,“ resümiert Harrer die Anti-Teuerungsmaßnahmen.

Die Standortattraktivität interessiert die Gewerkschaft nicht, ebenso wenig wie Arbeitsplätze!

Besorgt zeigt sich Senat der Wirtschaft Vorsitzender Hans Harrer vor allem für Österreich als Wirtschaftsstandort: „Die Ironie besteht darin, dass die Metallerlöhne in Österreich bereits über dem europäischen Durchschnitt liegen, und überzogene Forderungen die Konkurrenzfähigkeit der heimischen Metallindustrie weiter gefährden“. Er weist dabei auf den Umstand, dass die Lohnstückkosten in Österreich im internationalen Vergleich besonders hoch sind, und das Land in den Standort-Rankings seit Jahren abrutscht, inzwischen ins unterste Drittel Europas. Besonders verstörend sei auch der Umstand, dass zahlreiche mittelständische Metallverarbeitende Betriebe, nachdem sie schon in Coronajahren alles getan haben, um ihre Mitarbeiter zu halten, im Erhohlungsjahr weit von Übergewinnen und „übertriebenen Dividendenausschüttungen“ entfernt waren, und nun in der Rezession rote Zahlen schreiben. „Die Reserven der KMUs sind aufgebraucht. Wie sollen sie ihre Mitarbeiter noch halten? Gleichzeitig scheuen sich Konzerne vor weiteren Investitionen in Österreich. Sind den Gewerkschaften die Arbeitsplätze denn völlig egal?“ führt Harrer fort.

Innovative Alternativen für Tarifverhandlungen

Die unabhängige Unternehmerorganisation schlägt innovative Ansätze für Tarifverhandlungen vor, darunter längere Laufzeiten und die Berücksichtigung des BIP-Deflators statt des Verbraucherpreisindikators. „Diese Ansätze könnten die Planbarkeit für Unternehmen erhöhen und die Auswirkungen externer Preisfaktoren abfedern. Auch eine Umstellung von prozentualem Anstieg auf Fixbeträge über alle Einkommensschichten wäre eine vielversprechende, den unteren Einkommensbeziehern zugutekommende Lösung“, so Harrer.