2. große Standort-Umfrage zu Corona-Schäden und Hilfspaketen
Ungebremste Umsatz- und Investitionsrückgänge, noch viel Potenzial bei Hilfsmaßnahmen
800 Unternehmen aus ganz Österreich haben an der 2. großen Standort-Umfrage von Österreichischer Hoteliervereinigung, Handelsverband, Gewerbeverein, Senat der Wirtschaft und Forum EPU zu den Auswirkungen von Corona teilgenommen, darunter 37% Ein-Personen-Unternehmen. Die anderen Teilnehmer beschäftigten Ende Juni 2019 im Durchschnitt 65 Mitarbeiter, ein Jahr später nur mehr 59. Damit haben typische KMU durch Corona 10% des Mitarbeiterstands verloren. Von den verbleibenden Mitarbeitern waren zum Zeitpunkt der Befragung 32,4% in Kurzarbeit, berichteten Stephan Blahut, Generalsekretär Gewerbeverein, Hans Harrer, Vorstandsvorsitzender Senat der Wirtschaft, Sonja Lauterbach, Initiatorin Forum EPU Österreich, Michaela Reitterer, Präsidentin Österreichische Hoteliervereinigung, und Rainer Will, Geschäftsführer Handelsverband.
Trotz Lockerungen: Umsatzrückgänge stark gestiegen
Bei der 1. großen Corona-Standortumfrage der freien Wirtschaftsverbände im Mai lag der Corona-bedingte Umsatzrückgang bei 498.000 Euro. Trotz Lockerung der Maßnahmen wuchsen die Fehlbeträge seither um 27,5% auf durchschnittlich 635.000 Euro. Für das Gesamtjahr gehen die Befragten von Einnahmenausfällen im Ausmaß von 38,8% aus. Wie stark sich die zweite Anti-Covid-Maßnahmen-Welle auf die Umsätze und den Ausblick für das Gesamtjahr auswirkt, ist noch nicht absehbar: „Klar ist eines: Wir müssen alle neuen Erkenntnisse zu Covid-19 und den wirtschaftlichen Effekten nutzen, um den Schaden möglichst gering zu halten“, appellieren die Branchensprecher an Bund und Länder.
Erschreckende Kürzungen bei Investitionsvorhaben
Besondere Sorge bereitet ihnen das Ausmaß der Investitionsrückgänge: Wurden diese bei der 1. großen Standort-Umfrage vom Mai für 2020 noch mit 354.000 Euro je Betrieb angegeben, liegen sie jetzt bei 460.000 Euro: ein Plus von 29,9%. Ähnlich die Entwicklung für 2021: Wurden bei der ersten Befragung die Investitionsrückgänge für nächstes Jahr mit 467.000 Euro angegeben, stieg der Wert jetzt auf 620.000 Euro. Mehr als die Hälfte der geplanten Investitionen wird Corona-bedingt zurückgestellt.
Investitionsprämie anpassen
Besser als noch vor einem Monat bewerten die Unternehmen die Bemühungen der Bundesregierung, den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie entgegenzutreten. Kritisierten bei der ersten Befragungswelle 67% der Betriebe die Maßnahmen als praxisfremd, wird die neue degressive AfA von 40,2% der Unternehmen begrüßt und die Investitionsprämie von 35,4%. Doch 4,1% könnten die Investitionsprämie früher in Anspruch nehmen, immerhin 11,5% später: „4 von 10 Unternehmer befürchten, dass es ihr Unternehmen zu Weihnachten nicht mehr gibt – auf gut Wienerisch ‚eine schöne Bescherung‘. Es muss jede Möglichkeit ausgeschöpft werden, um Betriebe zu retten. Bei der Investitionsprämie nachjustieren ist eine“, so die Sprecher der Freien Wirtschaftsverbände.
Bessere Berater einbinden bei Fixkostenzuschuss und Kurzarbeit
Nicht nur bei der Bewertung der Hilfsmaßnahmen, auch beim Fahrplan für die kommenden Monate sind sich die freien Wirtschaftsverbände einig: Der Kampf gegen die wirtschaftlichen Covid-Folgen muss effektiver werden. „Dienstleistung funktioniert anders als Produktion, KMU anders als Konzerne: Wir brauchen maßgeschneiderte Konzepte.“ Branchenlösungen braucht es etwa für die Kurzarbeit oder für den Fixkostenzuschuss. Die Einbindung von Praktikern ist ein Muss, wenn man sich ansieht, was bisher geliefert wurde: „Da ging viel an der gelebten Praxis vorbei. Da muss die Regierung rasch reagieren im Interesse von Standort, Arbeitsmarkt und Wirtschaft und bessere Berater an Bord holen. Denn wir können keine Langzeitarbeitslosen, keine weiteren Investitionseinbrüchen und keine Verfestigung der Rezession brauchen.“
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