13. OKT. 2017 | MEDIEN-EVENT: EIN ÖFFENTL. RECHTLICHER TV-KINDERKANAL

 

Ein Öffentlich-rechtlicher Fernseh-Kanal für Kinder muss her

 
Bei dem 13. Oktober 2017 vom “Verein für einen selbstbestimmten Umgang mit Medien” (VsUM) in Zusammenarbeit mit dem SENAT DER WIRTSCHAFT durchgeführten Medien-Talk wurde das Medienangebot für Kinder in öffentlich-rechtlichen TV-Sendern beleuchtet. Golli Marboe, Obmann von VsUM und erfahrener Medienprofi und Filmemacher, gestaltete einen hochinteressanten  Nachmittag mit kompetenten Podiumsgästen.
 

Organisator Golli Marboe bei der Eröffnung des Mediensymposiums


 
Nach den Begrüßungsworten von Gabriele Stowasser, Vorstandsmitglied des SENAT, zeigte der bekannte Politikberater Feri Thierry die europäische Dimension unter dem Motto “Wo in Europa gibt es öffentlich-rechtliche Kinderkanäle und wie ist die Situation in Österreich?” auf.
Was anspruchsvolle Kinderprogramme ausmacht diskutierten Stefan Piëch (Fernsehveranstalter von Kindermedien) und  Nils Jonas Greiner (Staatskanzlei Thüringen) auf. Im zweiten Teil des Symposiums wurde die Wirkung von Kinderkanälen thematisiert. Dazu nahmen Margret Albers, (Medienexpertin), Viola Gabrielli (Kids Regio) und die Bloggerin Asma Aiad Stellung.
 
 

Politikberater Ferri Thierry zeigte die Situation in anderen Ländern auf.

Die Ergebnisse

Man hört und liest, wie problematisch es sei, dass unsere Kinder den ganzen Tag am Handy in sozialen Medien, oder bei internationalen Serien vor dem Bildschirm zu finden sind; 
aber wir bieten den Kindern ja kaum noch öffentlich rechtlichen Content aus Österreich an! 
Die BBC investiert 6 % ihrer Mittel für Kinderprogramme, der ORF lediglich 0,6%.
 Hier sollte es dringend ein Umdenken und eine Umschichtung der ORF Mittel geben.
Wäre es nicht mehr als angebracht, dass nach ORF III und ORF Sport+ im Zuge einer nächsten Überarbeitung des ORF Gesetztes ein eigener linearer Sender (und eine Plattform im Internet) für Kinder und deren Eltern mit gewalt- und werbefreien Angeboten geschaffen wird?“
 

Das Fernsehprogramm ist der Schlüssel zur Vermittlung von Medienkompetenz.

Bis zum Alter von 10 Jahren ist das Fernsehen bei Kindern immer noch das Leitmedium. Erst nach dem Volksschulalter gewinnt das Internet rasant an Bedeutung. Ein TV-Sender hat die einzigartige Chance, Kompetenz für den Konsum insbesondere von neuen Medien zu vermitteln. 11 % der Kinder in der Altersgruppe bis 13 Jahre kommen im Internet bereits mit Gewalt und Pornografie in Kontakt und empfinden das als unangenehm. (Quelle: KIM-Studie 2016)
 

Nur ein Kindersender bietet Sicherheit

Fernsehen ist das erste Medium, das Kinder zur Entwicklung ihrer Identität verwenden. Sie suchen nach einem Programm, das ihnen geeignet erscheint und das Bezug zu ihrer eigenen Lebenswelt hat. Es braucht dazu einen verlässlichen Ort, an dem sie dieses Programm finden. Ein Kinderprogramm zu sehr eingeschränkten Zeiten, das außerdem sehr häufig auch noch Sportübertragungen zum Opfer fällt, bietet diese Verlässlichkeit nicht – das kann nur ein eigener TV-Kanal. Der deutsche Sender KiKA (von ARD und ZDF) behauptet sich mit Identität und Verlässlichkeit als Marktführer gegenüber seinen Riesenkonkurrenten von Super RTL und Disney.
 

Nur mit einem eigenen Kinderkanal wird der ORF seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag gerecht

Derzeit sind lediglich rund 20 Stunden pro Woche Kinderprogramm auf ORF zu sehen, nicht einmal 1 % des Gesamtbudgets fließen in Programm für diese Zielgruppe. Die BBC leistet sich im Gegensatz dazu sogar zwei ganze Sender für die Zielgruppe der Kinder bis 13 Jahre – für 6 % ihres TV-Budgets. Aber auch mit Österreich vergleichbar große Länder, wie Tschechien, Schweden oder Belgien bieten eigene TV Kanäle für Kinder an. Immer mehr öffentlich-rechtliche TV-Anstalten Europas verfügen über einen eigenen Kinderkanal. Derzeit gibt es in Europa folgende Kindersender von öffentlich-rechtlichen TV- Anstalten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

  • VRT, Belgien (Ketnet)
  • BBC, Großbritannien (CBBC, CBeebies)
  • RAI, Italien (Rai Gulp, Rai YoYo)
  • ARD und ZDF, Deutschland (KiKA)
  • CT, Tschechien (CT: D)
  • SVT, Schweden (Barnkanalen)
  • DR, Dänemark (DR Ramasjang, DR Ultra)
  • NRK, Norwegen (NRK Super)
  • NPO, Niederlande (NPO Zappelin)
  • TVE, Spanien (Clan)

 
Mit einem eigenen Kinderkanal könnte der ORF österreichische Identität in der wichtigsten Phase der Entwicklung von Menschen fördern, würde damit außerdem alle Altersgruppen der Bevölkerung in ausgewogenerer Relation abbilden und seine Unverwechselbarkeit gegenüber anderen TV-Sendern stärken. Das entspräche dann auch seinem gesetzlichen Auftrag.
 

Ein Kinderkanal hilft bei der Bindung von lebenslangen Kunden des ORF

Kinder sind die TV-Zuschauer von morgen. Der ORF kann in der Phase, in der das Fernsehen das Leitmedium ist, eine nachhaltige Bindung schaffen. Gleichzeitig Gewissheit für Eltern bieten, die sichergehen wollen, dass ihre Kinder pädagogisch wertvolles Programm konsumieren.