Schwerpunkt Ökologie | DAS REPARATURGEWERBE STÄRKEN

Schwerpunkt ÖKOLOGIE

 

SEPP EISENRIEGLER MIT KONKRETEN VORSCHLÄGEN ZUR BESSERSTELLUNG DES REPARATURGEWERBES

 

Wohin uns Werbeaussagen wie „Geiz ist geil“ und „Hau weg den Dreck“ gebracht haben, wissen wir: Der Ressourcenverbrauch hat sich seit den 70er Jahren verdreifacht, die E-Schrottmengen sogar vervierfacht. Allein die in der EU pro Jahr verkauften Haushaltsgroßgeräte reichen aneinandergereiht entlang des Äquators einmal um die Erde. 

 

1. Von der Trennungsprämie zum Zukunftsbonus: Verschrottungsprämien als Anreiz zur Ressourcenvernichtung durch gelenkte Kaufentscheidungen 

Insgesamt war die EU-weite PR-Aktion „Wenn wir den Planeten retten und dabei noch Geld sparen wollen, müssen wir alle Haushaltsgeräte gegen solche der höchsten Energieeffizienzklasse tauschen!“ die erfolgreichste PR-Aktion aller Zeiten. Befeuert wurde sie in Österreich mit der Trennungsprämie des Umweltforums Haushalt (UFH), das nicht abgeholte Pfandgelder („Kühlschrankpickerl“) österreichischer Haushalte dafür verwendete. 

Der große ökologische Fußabdruck durch die Produktion kann nur durch eine möglichst lange Nutzung des Geräts verringert werden. Die Stromkosteneinsparung für die angeblich energieeffizientesten Waschmaschinen liegt laut der größten EU-Konsumentenschutzorganisation BEUC bei unter € 1,80 pro Jahr!1 

Acht Jahre nach der erfolgreichsten PR-Aktion der Hersteller und des Elektrohandels sorgen die beiden Schwungräder unseres wachstumsgetriebenen Wirtschaftssystems in geübter, profitträchtiger Solidarität neuerlich für die Bereitschaft von Privathaushalten, sich mit neuen Haushaltsgeräten auszustatten. Auf das Lockmittel Trennungsprämie für energieeffiziente Geräte folgt die Verschrottungsprämie Zukunftsbonus: WLAN-fähige Waschmaschine, Smart Home-Lösungen und Internet der Dinge heißen die neuen Zauberwörter. 

 

2. Seit 20 Jahren wird im R.U.S.Z repariert. – Hurra, wir leben noch! 

Dieses Konsumverhalten bringt Anbieter von seriösen Reparatur- und Produktdienstleistungen weiter unter Druck. Schon bisher sind sie doppelt benachteiligt: Einerseits sprechen die Preise von Neugeräten nicht die ökologische und soziale Wahrheit, andererseits ist menschliche Arbeit durch Steuern und Abgaben doppelt so teuer als sie sein könnte. Seriöse Reparaturdienstleister sind also nicht nur Opfer einer Informationsassymetrie zwischen Herstellern und KonsumentInnen, sondern auch von Staats- und Marktversagen! 

Der Silberstreif am Horizont heißt Circular Economy Action Plan und Ökodesign-Richtlinie NEU. Derzeit werden von den EU-Normungsorganisationen Ressourceneffizienz-Standards ausgearbeitet, die es ab 2025 verhindern sollen, dass Wegwerfgeräte im EU-Wirtschaftsraum angeboten werden dürfen. Elektrische und elektronische Geräte sollen dann langlebig, leicht reparierbar und re-use-tauglich gestaltet sein. Das R.U.S.Z hat mit der ONR 192102:2014 „Gütezeichen für langlebige, reparaturfreundlich konstruierte elektrische und elektronische Geräte“ Pionierarbeit geleistet und im EU-Normungsgremium CEN-CLC JTC 10 den Weg aufbereitet um den Auftrag der EU-Kommission „Energy Related Products – Material Efficiency for Ecodesign“ in die richtigen Bahnen zu lenken. 

Jetzt stellt sich halt die Frage, wie geht es weiter für seriöse, unabhängige Reparaturbetriebe? Wie schaffen sie es, die nächsten 10 Jahre wirtschaftlich zu überleben? Noch hält ja der Trend zu immer kurzlebigeren Elektrogeräten, deren Design Reparaturen weiter verteuert an. 

 

3. Forderungen an die österreichische Bundesregierung: 

Deshalb fordert das R.U.S.Z eine sozial-ökologische Steuerreform. Bis dahin braucht es eine drastische Senkung der Mehrwertsteuer für Reparaturdienstleistungen und geprüfte Second-Life-Geräte und eine Reparaturförderung wie in Schweden, Graz und neuerdings im Bundesland Oberösterreich. An der Überarbeitung des Energieeffizienz-Labels arbeitet das R.U.S.Z selbst mit. Abschließend erinnert der „Reparatur-Motor“ der Branche die Bundesregierung an ihr Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft im Regierungsprogramm: „Wenn nicht sofort unterstützende Maßnahmen für seriöse Reparaturdienstleister gesetzt werden, gehen nicht nur weitere Betriebe in Konkurs. Die gesamte Branche und ihr Reparatur-Knowhow, das weit mehr ist als Teiletausch, sind in Gefahr!“ 

 

4. Parlamentarische Petition „Für den Schutz des heimischen Reparaturgewerbes, gegen die Vernichtung wertvoller Rohstoffe!“2 

Schluss mit Werbebotschaften wie „Hau weg den Dreck“, lieber „Länger Nutzen statt öfter Kaufen“! Wir brauchen langlebige und reparaturfreundliche Produkte statt einer Verdreifachung des weltweiten Rohstoffverbrauches seit den 1970er Jahren. Hochqualifizierte Arbeitsplätze im österreichischen Reparaturgewerbe werden immer weniger. Allein zwischen 2005 und 2015 haben mehr als 600 Facharbeitskräfte ihre Beschäftigung verloren. Damit schwindet wertvolles Wissen und Auszubildende finden immer weniger attraktive Lehrstellen. Viel zu viele österreichische, kleine und mittlere Reparaturbetriebe mussten im Wettbewerb gegen 

  • globale Rohstoffausbeutung zu Dumpingpreisen und 
  • unverschämt geringe Lohnkosten in Schwellenländern 

mittlerweile schließen oder gar in Konkurs gehen. 

 

Darum unterstützen die Nationalratsabgeordneten Petra Bayr (SPÖ), Sepp Schellhorn (NEOS) und Daniela Holzinger (JETZT – Liste Pilz) gemeinsam mit Markus Piringer (DIE UMWELTBERATUNG) die Forderungen von Sepp Eisenriegler (Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z): 

  • Eine sofortige und drastische Reduktion der Mehrwertsteuer für seriöse Reparatur-dienstleistungen und den gewerblichen Vertrieb von gesetzeskonform aufbereiteten Gebrauchtgeräten mit Gewährleistung. 
  • Eine österreichweit flächendeckende Reparaturförderung wie bereits in Graz auf kommunaler, in Oberösterreich auf Landes- und in Schweden auf nationaler Ebene. 

 

Ein Beitrag von Senator Sepp Eisenriegler, Mitglied des Ethik-Beirats des SENAT DER WIRTSCHAFT und Gewinner des Special-SDG-Awards.