Senat der Wirtschaft diskutiert mit EU-Abgeordneten Dr. Angelika Winzig über Wirtschaftsstandort und Demokratie in Europa.
St. Willibald – Am 3. Februar organisierte der SENAT DER WIRTSCHAFT gemeinsam mit dem Gastgeber, dem „Schaumrollenkönig“ Guschlbauer GmbH, eine Business Lounge in dessen Café „Süße Welt“. Über 40 Unternehmerinnen und Unternehmer nutzten die Möglichkeit, im direkten Gespräch mit der EU-Abgeordneten und ÖVP-Delegationsleiterin Frau Dr. Angelika Winzig jene Themen und Sorgen zu besprechen, die gerade die mittelständischen Unternehmen besonders bewegen.
Zunächst konnten sich die Anwesenden ein Bild vom gastgebenden Betrieb machen: Das Ehepaar Guschlbauer führte persönlich durch das 30.000m2 umfassende Betriebsgelände, in dem über 4 vollautomatische Produktionslinien neben den berühmten Schaumrollen eine Vielzahl anderer süßer Leckereien für die ganze Welt produziert werden. „Uns gibt es seit 1982, die Vollautomatisierung haben wir aber erst in den letzten 5 Jahren umgesetzt. Das Geschäftsaufkommen hat sich dadurch so entwickelt, dass wir trotz Digitalisierung und Robotik jeden einzelnen Mitarbeiter behalten konnten“ so Karl Guschlbauer, „dabei setzen wir auf lokale Produkte und maximale Ressourcennutzung – nicht einmal 0,3% der von uns gekauften Lebensmittel landen auf dem Kompost“ betont er zurecht mit Stolz.
Die Regionalverantwortliche des SENAT DER WIRTSCHAFT, Ulrike Steinmaßl, stellte den Ehrengast, EU-Abgeordnete Frau Dr. Winzig vor. SENATS-Vorständin Gabriele Stowasser bedankte sich in ihren Begrüßungsworten bei den Senatorinnen und Senatoren für deren reges Interesse an den aktuellen Themen zur EU – was sich in einem umfangreichen Fragenkatalog an Dr. Winzig widerspiegelte.
70% der Gesetze, die unser Leben und Wirken in Österreich bestimmen, werden vom Europaparlament beschlossen. Dabei scheinen Themen, insbesondere jene, die das Wirtschaften der KMUs, die mit ihrer Resilienz, Innovationskraft und ihrem Steueraufkommen der Motor für unser europäisches Gemeinwohl und eine nachhaltige, enkeltaugliche Gesellschaft sind, immer mehr vernachlässigt. Aber nicht nur mittelständische Unternehmen haben mit den immer ungünstigeren Standortbedingungen in Europa zu kämpfen, auch große Konzerne zieht es immer öfter in andere Kontinente, zum Teil wegen überbordender Bürokratie, überhöhten Steuern und zuletzt auch wegen Energiepreisen, die weit über jenen der USA oder Asien liegen. Europa muss endlich strategische und langfristige Maßnahmen für eine starke Standortpolitik setzen, um eine nachhaltige Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten, dadurch unsere Demokratien wieder zu stärken und so unsere führenden ethischen und ökosozialen Standards wieder in die Welt tragen zu können.
In ihrem einleitenden Vortrag beschrieb Frau Dr. Winzig, wie schwierig es ist, zwischen Kommission, EU-Parlament und Europarat zu Entscheidungen zu kommen, insbesondere wenn obendrein noch ideologische Befindlichkeiten jegliche wirtschaftliche Vernunft missen lassen. „Dennoch muss man Mut fassen, denn gerade ein kleines, exportorientiertes Land wie Österreich kann sich Alleingänge nicht leisten, und Beispiele wie der Abmilderungserfolg bei der Lieferkettenrichtlinie oder dem EU-Emissionshandel (ETS) bestätigen, dass sich unser Einsatz lohnt“, so die Europapolitikerin, die als eine der wenigen Unternehmerinnen im Europaparlament weiß, wovon sie spricht. In weiterer Folge ging sie auf die verschiedenen Themenbereiche und Fragen ein, die der Senat der Wirtschaft von seinen Partnerunternehmen im Vorfeld abgefragt hat: Von EU-Budget und allgemeinen Standortthemen über Energie, Logistik, Green Deal bis hin zu Migration, Fachkräftemangel, Russland-Sanktionen sowie NATO und Österreichs Neutralität. Schließlich bat sie die anwesende Unternehmerschaft, nicht zu zögern, Anliegen an sie vorzubringen.
In der darauffolgenden, von Senats-Geschäftsführer Dr. Johannes Linhart moderierten Diskussion, wurden einige Themen bis ins Detail und mitunter mit konkreten Lösungsvorschlägen behandelt. Dabei bestach Frau Dr. Winzig mit ihrer Offenheit, Kompetenz und Bodenständigkeit. Ihr Unternehmerherz ist unverkennbar und die teilnehmenden Unternehmerinnen und Unternehmer fühlten sich bei den persönlichen Gesprächen im Rahmen des anschließenden Get-together sichtlich wohl, nicht zuletzt auch Dank der vielen Köstlichkeiten, die ihnen von den Gastgebern aufgetischt wurden. Trotz stürmischen Winterwetters löste sich die Gesellschaft an diesem Freitagabend erst nach 21h langsam auf.
Wir danken Frau Dr. Winzig für ihre Zeit und das detaillierte Eingehen auf die Fragen der Senatsunternehmen, sowie der Familie Guschlbauer samt Belegschaft der Guschlbauer GmbH für die großzügige Gastfreundschaft.