Der Senat der Wirtschaft diskutiert mit Staatssekretärin Claudia Plakolm über Fachkräftemangel sowie über Reformvorschläge zur Erleichterung von Betriebsübergaben
Grieskrichen – Am 17. Oktober lud der SENAT DER WIRTSCHAFT gemeinsam mit dem Gastgeber und Senats-Partner Pöttinger Landtechnik nach Grieskirchen ein, um mit Staatssekretärin Plakolm neben den akuten Themen wie Energiekrise und Bepreisung auch über Maßnahmen zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes, über Betriebsnachfolge und Fachkräftemangel zu diskutieren. Über 40 Unternehmerinnen und Unternehmer folgten der Einladung zur Diskussion.
Senator DI Dr. Markus Baldinger, Geschäftsführer der Pöttinger Landtechnik GmbH, der seit Anfang des Jahres als Senator in die Wertegemeinschaft der parteipolitisch unabhängigen Organisation Senat der Wirtschaft berufen wurde, bemerkt: „In unserem 150 Jahre alten Familienbetrieb werden bei den MitarbeiterInnen Fleiß, Hausverstand, Bodenständigkeit, Ehrgeiz und Erfindungsgeist großgeschrieben. Deshalb sind die diskutierten Themen nicht nur für uns, sondern auch für unser gesamtes Team von höchster Wichtigkeit.“
Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm appelliert zu Beginn des Senats-Salons: „Die Lehre darf nicht der Plan B sein, wenn es nicht gut läuft in der Schule, sondern die Lehre muss der Plan A für eine praktische Ausbildung sein. Wir müssen hier bei Schülern, aber ganz stark auch bei Eltern am Image der Lehre arbeiten, denn wir brauchen die besten Köpfe in der Lehre, weil wir die besten Facharbeiterinnen und Facharbeiter brauchen.“
Herausforderungen der Betriebsnachfolge
Mehr als 7000 Unternehmer in Österreich suchen jedes Jahr Nachfolger – Tendenz steigend. Sie stoßen dabei auf zahlreiche Hürden, die gerade junge Interessierte abschrecken. Dadurch droht dem Land ein dramatischer Einbruch an Wirtschaftskraft, Wertschöpfung, Innovation und Arbeitsplätzen.
Hans Harrer, Vorstandsvorsitzender des Senat der Wirtschaft: „Die KMUs, die tragende Säule der österreichischen Wirtschaft, sind mit den Herausforderungen einer historischen Zeitenwende konfrontiert. Gleichzeitig stehen aber gerade sie als größtenteils eigentümergeführte mittelständische Unternehmen durch den immer drängenderen Generationenwechsel vor einer bedeutenden Zäsur, denn eine nicht unerhebliche Anzahl von österreichischen UnternehmerInnen steht als „Babyboomer“ unmittelbar vor dem Pensionseintritt. Eine Betriebsübergabe ist in Österreich aber alles andere als einfach!“
Der Senat der Wirtschaft hat zahlreiche UnternehmerInnen diesbezüglich befragt und bekam klare Hinweise, in welchen Bereichen Reformen zur Erleichterung von Betriebsübergaben dringend geboten sind.
Daher empfiehlt der Senat der Wirtschaft folgende Standort-Reformen:
- Digitalisierung vorantreiben, für mehr Kosteneffizienz bei hoheitlichen Aufgaben
- Maßnahmen für die erleichterte Eigenkapitalbildung in den Betrieben, Einführung einer 25% Investitionsrücklage & halber Steuersatz für nicht entnommene Gewinne; Generelle Abschaffung der Diskriminierung von Eigenkapital gegenüber Fremdkapital, Abzugsfähigkeit von fiktiven Eigenkapitalzinsen, etc.
- Modernisierung des Finanzplatzes und Kapitalmarkts, Lockerung der Anlagerichtlinien für Pensionskassen, Versicherungen, Stiftungen etc.; Abschaffung der KEST und Wiedereinführung der Behaltefrist; Reform des AIFMG, etc., generelle Vereinfachung des Zugangs zum Kapitalmarkt
- Modernisierung des Gesellschaftsrechts: Flexibilisierung, einfache Mitarbeiterbeteiligungen; Einführung der FlexCo/FlexKapG
- Entbürokratisierung und Verfahrensbeschleunigung, insbesondere bei Infrastrukturprojekten
- Maßnahmen zur besseren Verfügbarkeit von Fachkräften
- Aktivierung von (frühen) Pensionisten durch Streichung der Pensionsbeiträge bei Beschäftigung (auch bei Kurzarbeit)
- Besserer Zugang ausländischer Arbeitskräfte durch weitere Erleichterungen bei der Rot-Weiß-Rot-Katen sowie Übernahmemöglichkeiten für bereits gut integrierte Asylwerber
- Mehr Druck auf arbeitsunwillige Langzeitarbeitslose und degressives Arbeitslosengeld
- Möglichkeit der ganztägige Kinderbetreuung für jedes Kind ab dem 6. Lebensmonat
- Allgemeine Lohnzusatzkosten-Senkung mit einer Sonderregelung von -30% LNK für die ersten 30 Mitarbeiter
„Jeder junge Mensch in der Lehre ist eine Bereicherung: Heute als Arbeitskraft, morgen als Führungskraft und übermorgen als Arbeitgeber. Als Arbeitgeber geht es dann in manchen Fällen auch darum, einen Betrieb zu übernehmen und das muss aus meiner Sicht unter realistischen Rahmen passieren können. Wir müssen der nächsten Generation die Sicherheit geben, dass sich Fleiß und harte Arbeit lohnen, dass sie sich noch etwas aufbauen können – sei es beim Eigenheim oder bei der Übernahme eines Betriebes“, so Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm im Rahmen der Diskussion der Vorschläge.
Wer den Klimawandel bekämpfen will, sollte auch den Standort Österreich stärken!
Die UnternehmerInnen des Mittelstandes sind sich aber weitgehend darüber einig, dass die Bundesregierung endlich für fairere Standortbedingungen sorgen muss. „Denn nicht nur bei den Energiepreisen haben österreichische Unternehmen gegenüber der internationalen Konkurrenz das Nachsehen. Schon bei Lohnnebenkosten, Steuerlast und Bürokratie ist Österreich im europäischen und internationalen Spitzenfeld. Der Zugang zu Eigenkapital wird hierzulande dagegen weiterhin gehemmt. Die Innovationskraft und Überlebensfähigkeit unserer KMUs steht also mehr denn je auf der Kippe. Abwandern ist für viele eine unfreiwillige Alternative.“, sagt Hans Harrer, Vorsitzender des Senats der Wirtschaft.
Der sehr spannende Senats-Salon, der wie alle Veranstaltungen des Senat der Wirtschaft klimaneutral gestellt wurde, wurde durch extensives Netzwerken abgerundet. Mit dabei waren unter anderem Petra Samhaber – Betten Ammerer GmbH, Christine Wagner – CEO der Alfred Wagner Stahl-Technik & Zuschnitt GmbH, Alfred Schneckenreither – CEO der Int. Spedition Schneckenreither GmbH, Franz Koll – CEO der Bellaflora Gartencenter GmbH, Josef Zwilling – Miteigentümer der VOGLAUER Gschwandtner & Zwilling GmbH und viele mehr.
Wir danken unserem großzügigen Gastgeber und Partner, sowie der Belegschaft von Pöttinger Landtechnik für die hoch interessante Veranstaltung.