19. Dezember 2018 | Unser Klima braucht Taten – Bedienungsanleitung ist zu wenig?! Gastkommentar von Hans Harrer

Gastkommentar: Hans Harrer, Vorstandsvorsitzender des Senat der Wirtschaft

Unser Klima braucht Taten – Bedienungsanleitung ist zu wenig?!

 

Nach einem Verhandlungsmarathon konnte sich die UN-Klimakonferenz in Kattowitz schließlich auf ein Regelbuch für die Umsetzung des Pariser Klimavertrags einigen. Die beschlossene Bedienungsanleitung wird jedoch nur mit verhaltenem Jubel bis hin zur Sorge, dass doch zu wenig zustande gekommen ist, beurteilt. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte, ist es doch auch bei so dringenden Problemen, wie der Erderwärmung, kaum möglich, knapp 200 Staaten auf ein sehr ambitioniertes Ergebnis festzulegen. Da muss man Verständnis für einen Kompromiss aufbringen, zwischen jenen Ländern, die wenig CO2-Ausstoß produzieren und allen, die sehr viel produzieren und damit zwischen jenen, die sehr unter der Erderwärmung leiden und jenen, die es aktuell etwas weniger trifft. Und zu guter Letzt spielt natürlich auch das Geld eine Rolle. Mit einem Kompromiss kann man aber auch viel Gutes bewirken, wenn man es ordentlich macht – manchmal sogar mehr, als unrealistische Ziele halbherzig zu verfolgen.

Allerdings, wer eine Strategie entwickelt, um ein Ziel zu erreichen, muss auch eine dazugehörige Taktik entwickeln. Eine klare Zielvorstellung allein, ist noch lange zu wenig, um auch sein Ziel zu erreichen. Es benötigt Maßnahmen, Zwischenziele und Zeitpläne ebenso wie die nötige Budgetausgestaltung. Denn es darf davor gewarnt werden zu glauben, es wird sich schon alles einfach so ergeben, wie man sich das vorstellt. Wenn klare Ziele transparent und nachvollziehbar umzusetzen sind und das auch noch überprüfbar sein soll, liegt es nun an Bundesministerin Elisabeth Köstinger, unter Einbeziehung aller Ressortverantwortlichen, rasch und zielstrebig die nötigen Umsetzungen in Österreich zu implementieren und nach einem genauen Masterplan abzuarbeiten. Wenn Nachbesserungen der eigenen Klimaschutzziele zwar vollmundig verkündet werden, sich aber im Schlussbericht nicht wiederfinden, weiß man aus Erfahrung, dass das schnell vergessen sein wird.

Da aktive Klimapolitik nur unter Einbindung der Bevölkerung möglich sein wird, werden wohl in Zukunft auch mehr als freundliche Worte nötig sein, um auch hier ein langfristiges Umdenken zu bewirken. Allerdings sollte man gleichzeitig auch die Industrie insofern einbinden, als nötige Verbote von Verpackungsmaterialien etc. nur dann sinnvoll sind, wenn notwendiger Ersatz auch bereits „erfunden“ ist. Denn Plastik einfach durch Papier zu ersetzen, kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Es ist also nicht so einfach, wie sich das manche Menschen vorstellen.

Wir sind alle gefordert diese Klimanotwendigkeiten intelligent zu nutzen, um nicht nur unseren Planeten zu schonen, sondern um aus dieser Notlage heraus auch zukunftsträchtige Produkte zu entwickeln, damit Klimaschutz in Zukunft trotzdem zu einem positiven Wirtschaftsschub führen kann. Und auch das Konzept der E-Mobilität birgt weiter Reifepotential, denn noch ist das E-Auto in der gesamten Produktions- und Entsorgungskette eher eine CO2-Schleuder und gleichzeitig ein kostspieliges Investment, hat es doch kaum einen Wiederverkaufswert.

Daher müssen wir bereits jetzt den Umsetzungsmodus starten, um rechtzeitig geeignete Maßnahmen treffen zu können, die auch langfristig wirken. Da ist auch der Finanzminister gefordert endlich eine ökosoziale Steuerreform, und damit die einzig wirksame Steuerungsmöglichkeit im Klimabereich, umzusetzen. Denn auch das Klima braucht seine Zeit, um sich Veränderungen anzupassen.