23. September 2025 | Nachhaltigkeit in der öffentlichen Beschaffung: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Nachhaltigkeit gilt als zentrales Zukunftsthema – doch wie ernst wird sie bei öffentlichen Ausschreibungen tatsächlich genommen? Diese Frage stand im Fokus der Senat-Lounge des Senat der Wirtschaft Österreich am 23. September 2025 in der Linzer Tabakfabrik.

Unter der Moderation von Dr. Johannes Linhart diskutierten mit Vergaberechtsexperte Martin Schiefer, der langjährige Erfahrung in der Begleitung von Auftraggebern und Bietern im komplexen Vergaberecht mitbringt, Anton Ostermayer, Geschäftsführer von Reform Fenster, der mit seinem Unternehmen als Pionier das erste Bio-Fenster in Steyr entwickelt und produziert hat, sowie Hans Harrer, Vorstandsvorsitzender des Senat der Wirtschaft, über die Diskrepanz zwischen politischen Nachhaltigkeitsversprechen und der Praxis öffentlicher Beschaffung.

Das Resümee: Obwohl Nachhaltigkeit vielfach gefordert wird, ist sie in den Vergabeverfahren meist nur ein Lippenbekenntnis. Statt konsequenter Berücksichtigung steht der niedrigste Preis im Mittelpunkt – zum Nachteil jener Unternehmen, die ökologische Qualität, regionale Wertschöpfung und langfristige Verantwortung ernst nehmen. Die daraus resultierende Wettbewerbsverzerrung gefährdet nicht nur innovative Betriebe, sondern auch den grundlegenden Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Senator Ostermayer betonte: “Vor allem muß die Wirtschaft funktionieren – und zwar mit der Nachhaltigkeit, ohne Wenn und Aber“.

Die Diskutanten appellierten eindringlich an die Wirtschaft, nicht auf politische Vorgaben zu warten, sondern mutig eigene Maßstäbe zu setzen und voranzugehen. Nachhaltigkeit sei eine Herausforderung, die mit höheren Kosten verbunden ist – aber zugleich die einzige Chance, die Zukunft von Unternehmen, Gesellschaft und Umwelt zu sichern.

Zudem wurde die zunehmende Bürokratie im Vergabewesen kritisiert, die nachhaltige Innovationen bremse und häufig eher kontraproduktiv wirke. Gefordert wurde ein modernes Beschaffungssystem, das Nachhaltigkeit messbar macht und wirtschaftliche Tragfähigkeit gewährleistet, anstatt sich in Formalismen und Preisfixierung zu verlieren.

Es braucht ein System, das nachhaltiges Handeln messbar honoriert und als wirtschaftliche Notwendigkeit anerkennt – denn Nachhaltigkeit darf niemals bloß eine Show werden.

Hans Harrer, Vorstandsvorsitzender des SENAT DER WIRTSCHAFT resümierte zum Thema: „Ich vertraue auf generationenweitsichtige Entscheidungen statt lähmender Überregulierung. Der Senat muss ohne Partikularinteressen in den Dialog mit dem freien Unternehmertum treten – denn nur durch das Tun entstehen Lösungen.

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© 📸Alena Takacs/Oberösterreicherin //