Pressemitteilung: HALBE-HALBE bei der Lohnrunde bringt ganze Inflationsbremse

Wien (OTS) – Die freien Unternehmens-Verbände warnen vor einer nicht mehr kontrollierbaren „Horror-Inflation, wie sie das Land seit 70 Jahren nicht mehr erlebt hat“. Sie legen deshalb der Regierung und den Lohnverhandlungspartnern ein Kooperatives Konzept zur Inflationsbekämpfung vor und belegen die Zustimmung der Wirtschaft zu diesem Vorschlag mit einem klaren Votum von 2000 dazu befragten Unternehmen. Sie versprechen mit ihrem Konzept den Bruch der Lohn-Preisspirale, einen vollen Inflationsausgleich für die Beschäftigten sowie eine Stützung für die von der Energiekrise geplagte Wirtschaft und insbesondere die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU).

Lobby der Mitte, Gewerbeverein und Senat der Wirtschaft haben mit ihrem „Herbstlohnrunde-HALBE-HALBE-Konzept gegen die Inflation“ vorgeschlagen, dass sich die Arbeitnehmer bei einer beispielsweisen 9% Inflation mit einer Lohnsteigerung von 4,5% begnügen, dafür aber von der Regierung gleichzeitig einen 4,5% Nettolohnausgleich gewährt bekommen – und zwar durch Lohnsteuer- bzw. vorgezogene Einkommensteuer-Senkungen. „So hätten Arbeitnehmer netto einen vollen Inflationsausgleich, die durch die Energiekrise geplagten Mittelständischen Unternehmen zumindest bei den Löhnen eine wichtige Erleichterung und die Lohn-Preisspirale wäre gebrochen“, meinen die drei Verbände unterstützt von Wirtschaftsexperten Reinhard Stulik, der sich dieses Modell ausgedacht hat. Durch die inflationsbedingten höheren Steuereinnahmen aus Mehrwertsteuer und Einkommensteuer seien für den Staat auch die Kosten für den staatlichen Ausgleich gedeckt.

Mit diesem Konzept haben die drei Unternehmensverbände auch ihre Mitglieder in einer Umfrage konfrontiert. Außerdem haben sich noch weitere unabhängige Wirtschaftsverbände dieser Umfrage angeschlossen. Dadurch konnte die sehr repräsentative Beteiligung von über 2000 Teilnahmen erreicht werden. Laut dem Umfragebericht haben mehr als 88% der befragten Unternehmen dem HALBE-HALBE-Vorschlag zugestimmt.

Mehr als 77% der Betriebe sehen sich laut Umfrage bei einer Lohnerhöhung ab 8% und darüber veranlasst die Preise für ihre Produkte und Dienstleistungen zu erhöhen. Ein Drittel der Unternehmen hätte durch so eine Lohnerhöhung finanzielle Probleme zu bewältigen. Ein weiteres Drittel würde in dem Fall Mitarbeiter abbauen. Von denjenigen Unternehmen, die Mitarbeiter abbauen, kommen wiederum über 50% aus den Großunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern. Gaby Stowasser vom Senat der Wirtschaft dazu: „Daher müssen wir genau jetzt die Inflation bekämpfen und damit Kaufkraft, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung sichern, Das ist ein Anliegen aller“.

84% werden Preiserhöhungen nur teilweise oder nicht durchsetzen können. Betriebe, die meinen höhere Lohnabschlüsse gut verkraften zu können, sind auch der Meinung Preisanpassungen leichter weitergeben zu können. Das größte Problem orten die Verbände bei den Unternehmen, welche Preiserhöhungen aufgrund ihrer Kleinheit oder Schwäche nicht für sich durchsetzen können. Am schwersten täten sich dabei die EPU gefolgt von den Betrieben mit bis zu 10 Mitarbeitern. KMU mit 10 bis 250 Beschäftigten geben sich laut Umfrage bezüglich eigener Preiserhöhungen auch nur durchschnittliche Chancen. Am leichtesten tun sich dabei die Großunternehmen, „vermutlich wegen ihrer Marktmacht“. Wolfgang Lusak von Lobby der Mitte interpretiert das mit „Die Kleinen beißen die Hunde! Aber die sind das Rückgrat der Wirtschaft. Deshalb muss die Regierung nicht nur bei diesen, sondern auch bei allen anderen Maßnahmen KMU und unternehmerischen Mittelstand immer mit denken. Die repräsentieren nämlich nicht nur die 7% Eigner und Eignerinnen von KMU in Österreich sondern auch die nachweislich Wahl-relevanten 33% der Wertegemeinschaft Mittelstand, welche die Werte der mittelständischen Unternehmen teilen.“

Wie der Staat seinen Teil der HALBE-HALBE-Aktion bei den Lohnverhandlungen finanzieren kann, rechnete der Steuerberater und Wirtschaftsexperte der Lobby der Mitte, Reinhard Stulik vor: „Der im Konzept enthaltene Nettolohnausgleich kann nur in Form der Senkung von Lohn- und Einkommenssteuern erzielt werden, welche sich durch inflationsgetriebene höhere Umsatz- und Einkommensteuereinnahmen finanziert. Die Entlastung durch den Staat würde ca. 3,5 Mrd. Euro kosten. Bei einem Bruttoeinkommen von monatlich 2.500 Euro würde dies 862 Euro betragen. Bei 4 Millionen Beschäftigten wären dies rund 3,5 Mrd. Euro. Die Finanzierung wäre sichergestellt, da der Staat durch die Inflation 2,5 Mrd. Euro Mehreinnahmen bei der Umsatzsteuer lukriert und bei der Lohnerhöhung von 4 – 5% Mehreinnahmen von rund 1,5 Mrd. Euro bei der Lohnsteuer lukriert. Somit wäre die Finanzierung gesichert und der Staat würde nur seine Mehreinnahmen an die Bürger zurückgeben.“

Laut Umfrage haben 1800 Unternehmen, also rund 90 % der Befragten ihre Zustimmung zu dem HALBE-HALBE-Vorschlag der freien Verbände gegeben. ÖGV-Präsident Peter Lieber fasst die Ergebnisse der Umfrage zusammen: „Unsre Ergebnisse repräsentieren – trotz leichter Ostlastigkeit im Großen und Ganzen die österreichische Wirtschaft, da Betriebe aus allen Bundesländern teilgenommen haben und auch alle Branchen vertreten sind. Die EPU und Unternehmen bis zu 10 Mitarbeitern unterstützen unsere Vorschläge am meisten, wohl weil sie die von Krisen, Energiepreisanstiegen und Inflation am meisten Geplagten sind. Auch KMU bis zu 250 Mitarbeitern gaben uns ihre Zustimmung. Letztlich lehnen auch nur 20% der Großunternehmen den Vorschlag ab – vielleicht weil sich Einzelne mit ihrer Marktmacht und Sonderregelungen mit ihren Betriebsräten und den Gewerkschaften leichter tun eigene Lösungen zu finden.“

Lieber zu den Forderungen der freien Verbände: „Die Wirtschaft steht nicht nur mit dem Rücken zur Wand, sie steht auch mit ihrem Rückgrat, dem Mittelstand an der Wand. Die Bundesregierung ist jetzt jedenfalls aufgefordert vom Kleinklein in große Maßnahmen zu wechseln. Ein substanzielle Lohnerhöhung hilft allen am besten bei der Bewältigung der Inflationsflut, die ist mit unserem HALBE-HALBE-Modell möglich.“

Foto von der PK am 31.8.22 vlnr: Peter Lieber (ÖGV), Gaby Stowasser (SdW), Wolfgang Lusak (LdM), Reinhard Stulik (Wirtschaftsexperte)

Rückfragehinweis:

Mahdi Allagha
presse@senat.at